Musikpsychologie

Musikpsychologie
I
Musikpsychologie,
 
Richtung der Psychologie und der Musikwissenschaft, welche die psychischen Faktoren musikalischen Verhaltens und Erlebens untersucht. Im Rahmen der Musikpädagogik befasst sich die Musikpsychologie v. a. mit der Erfassung musikalischer Begabung und mit der Anwendung lernpsychologischer Erkenntnisse bei der Entwicklung von Lehrplänen.
II
Musikpsychologie,
 
Teildisziplin der systematischen Musikwissenschaft, die die psychischen Faktoren musikalischen Verhaltens untersucht. Die Musikpsychologie ist durch vielfältige Überschneidungen mit anderen Wissenenen verbunden (Physik, Physiologie, allgemeine Psychologie, Ästhetik) und sowohl in methodischer Hinsicht als auch in ihren Fragestellungen von diesen beeinflusst.
 
Hervorgegangen aus der musikalischen Akustik und Psychophysik des 19. Jahrhunderts, widmete sich die Musikpsychologie als Tonpsychologie (C. Stumpf) v. a. den elementaren Erscheinungen musikalischer Wahrnehmung: dem Konsonanz-Dissonanz-Problem und den psychophysischen Grundeigenschaften musikalischer Klänge (Tonhöhe, Lautstärke und Klangfarbe). Unter dem Einfluss der Gestalt- und Ganzheitspsychologie (C. von Ehrenfels) wandte sich die Musikpsychologie komplexeren Phänomenen wie absolutes Gehör, Musikalität, Typologie musikalischer Wahrnehmung u. a. zu (Ernst Kurth, * 1886, ✝ 1946; Géza Révész, * 1878, ✝ 1955). Seit den 1930er-Jahren verlagerte sich das Schwergewicht in die USA, wo man die psychophysikalisch orientierte Forschung vorantrieb und sich der Untersuchung der emotionalen Wirkung von Musik zuwandte. Seit den 60er-Jahren untersucht die Musikpsychologie mit Methoden der Sprachforschung die Rezeption von Musik. In jüngster Zeit beginnt sich zunehmend ein sozialpsychologischer Ansatz durchzusetzen: neben psychischen werden in verstärktem Maße auch soziale Gesichtspunkte berücksichtigt. Im Rahmen der Musikpädagogik befasst sich die Musikpsychologie heute u. a. mit dem Problem der Messbarkeit musikalischer Begabung in Form von Musikalitätstests sowie mit der Anwendung lernpsychologischer Erkenntnisse auf den Musikunterricht.
 
 
C. Stumpf: Tonpsychologie, 2 Bde. (1883-90, Nachdr. 1965);
 H. von Helmholtz: Die Lehre von den Tonempfindungen als physiolog. Grundl. für die Theorie der Musik (61913, Nachdr. 1983);
 E. Kurth: M. (1931, Nachdr. 1969);
 G. Révész: Einf. in die M. (Bern 21972);
 A. Wellek: M. u. Musikästhetik (31982, Nachdr. 1987);
 
M. Ein Hb. in Schlüsselbegriffen, hg. v. H. Bruhn u. a. (1985);
 M. Büchler: Musik u. ihre Psychologien (1987);
 B. Luban-Plozza u. a.: Musik u. Psyche (Basel 1988);
 H. de la Motte-Haber: Hb. der M. (21996);
 U. Rauchfleisch: Musik schöpfen, Musik hören. Ein psycholog. Zugang (1996).

Universal-Lexikon. 2012.

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